die Finanzmärkte sind ein Seismograf für den tiefgreifenden gesellschaftlichen und technologischen Umbruch unserer Zeit. Für Investoren weltweit gewinnen Nachhaltigkeit und Klimaschutz rasant an Bedeutung. Zugleich überflügeln die großen Tech-Unternehmen die klassischen Industriekonzerne in der Marktkapitalisierung. Bewertet wird das Potenzial und nicht die Substanz eines Unternehmens.

Volkswagen ist die klügste Wahl für all jene Anleger, die gezielt auf die Kombination aus beidem setzen: Potenzial und Substanz. Wir haben die Ressourcen eines starken Industriekonzerns. Und wir nutzen sie gezielt, um zu einem führenden Tech-Unternehmen zu werden.

Unsere große Chance liegt darin, dass unser Kernprodukt Auto zum wichtigsten Internet-Device der Zukunft wird. In einer datenbasierten Ökonomie bietet das Auto große neue Wertschöpfungspotenziale. Schon heute hat ein moderner Volkswagen das zehnfache Softwarevolumen eines Smartphones. In wenigen Jahren wird es das zwanzig- bis dreißigfache sein. Das vollvernetzte Auto der Zukunft empfängt Daten für immer neue digitale Nutzeranwendungen. Und zugleich sendet es Daten von hohem Wert – über Verkehrsdichte, Luftqualität, Gefahrensituationen und vieles mehr. Hieraus entstehen neue Geschäftsfelder. Wir wollen sie für uns erschließen.

Als erster Automobilhersteller haben wir ein eigenes Vorstandsressort für Software eingerichtet und mit der Car.Software-Organisation eine Einheit geschaffen, die die konzernweite Digitalexpertise bündelt. Sie hat 2019 die operative Arbeit aufgenommen. Die neue Organisation vereint rund 3.000 IT-Experten aus den Beteiligungen und Tochterunternehmen des Konzerns. Bis 2025 sollen es mehr als 10.000 Digitalexperten werden. Sie entwickeln mit „vw.os“ ein einheitliches eigenes Betriebssystem, das künftig in allen Konzernfahrzeugen zum Einsatz kommen wird.

Ebenfalls als erster Autokonzern hat sich Volkswagen zu den Pariser Klimaschutzzielen bekannt. Bis 2025 wollen wir bereits 30 Prozent CO₂-Emissionen in unserer Flotte einsparen. 2050 wollen wir klimaneutral sein. Dazu treiben wir den Wechsel zur Elektromobilität mit Hochdruck voran. Das elektrische Fahren ist die einzig verfügbare Alternative zum Verbrennungsmotor, die sich in großer Stückzahl zu vertretbaren Kosten herstellen lässt. Elektrisches Fahren bringt dem Kunden Vorteile beim Nutzwert, bei den Betriebskosten und beim Fahrspaß. Volkswagen hat mit dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) eine eigene Plattform rein für das elektrische Fahren entwickelt. 2020 bringt die Marke Volkswagen Pkw mit dem ID.3 und dem ID.4 erste MEB-Modelle im Rahmen ihrer Elektrooffensive auf die Straße. Die Konzernmarken Porsche und Audi haben mit dem Taycan und dem e-tron im vergangenen Jahr bereits erfolgreich bewiesen, dass Elektromobilität auch im Premiumsegment die Kunden begeistern kann. Erfahrungen in Märkten wie den Niederlanden oder Norwegen zeigen: Wenn die Infrastruktur und das Steuersystem stimmen, dann steigen die Kunden auf E-Mobilität um. Es ist keine Frage mehr, ob die E-Mobilität sich durchsetzt. Es ist nur noch eine Frage, wann und wo zuerst.

Genauso sicher ist: Das Automobil hat eine große Zukunft. Es bedient den Wunsch nach individueller Mobilität weiterhin besser als jedes andere Verkehrsmittel. Das erste eigene Auto bleibt für Millionen Menschen gerade in aufstrebenden Gesellschaften ein ersehntes Freiheitsversprechen und Wohlstandssymbol. Und nicht zuletzt verliert das Auto seine negativen Eigenschaften. Es wird sauberer, sicherer, leiser und voll vernetzt.

Genau daran arbeitet der Volkswagen Konzern mit seinen Marken jeden Tag. Und wir mobilisieren dafür enorme finanzielle Ressourcen. Allein in den kommenden fünf Jahren fließen 60 Milliarden Euro in Zukunftsthemen. Davon gehen 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität und über 14 Milliarden Euro in die Digitalisierung.

Das Besondere an Volkswagen ist also: Wir haben die Stärke, um die grüne und digitale Transformation selbst zu finanzieren. Die Investitionen in unsere neuen Technologien sichern wir durch das erfolgreiche Geschäft mit unseren bestehenden Technologien ab. Wir werden sie gerade in der Phase der Transformation auf Spitzenniveau halten. Hocheffiziente Verbrenner, Hybride oder rein batterieelektrische Antriebe – der Kunde hat die Wahl. Vom ŠKODA Kamiq bis zum Bentley Bentayga Hybrid haben wir über alle Segmente attraktive und faszinierende neue Modelle, die weltweit überzeugen. Ein besonderes Highlight im vergangenen Jahr war für uns zudem der Anlauf der achten Generation des Volkswagen Golf.

2019 war ein sehr erfolgreiches Jahr für unseren Konzern. Trotz großer wirtschaftlicher Unsicherheiten hat sich unser Markenverbund global glänzend geschlagen. In China haben wir in einem zurückgehenden Markt unseren Marktanteil gesteigert. In Südamerika sind wir erstmals seit vielen Jahren wieder in die Gewinnzone vorgestoßen. Das Geschäft in Russland ist ebenfalls profitabel und nimmt weiter Fahrt auf. Und in Nordamerika haben wir unser Ergebnis deutlich verbessert.

Ein strategischer Meilenstein war 2019 der Börsengang von TRATON. Volkswagen zeigt damit: Wir sind in der Lage, unser Portfolio konsequent zu überprüfen und entschlossen zu handeln. Dazu gehört, dass wir Teile unseres Unternehmens in die Freiheit entlassen, um uns stärker auf unser Kerngeschäft Auto zu konzentrieren.

Zudem verbessern wir die Qualität unseres Geschäfts. Umsatz und Ertrag wuchsen schneller als der Absatz. Der Umsatz stieg auf 252,6 Milliarden Euro. Das Operative Ergebnis kletterte auf 17,0 Milliarden Euro beziehungsweise vor Sondereinflüssen auf 19,3 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen lag mit 7,6 % leicht oberhalb unseres Zielkorridors. Der Netto-Cash-flow fiel mit 10,8 Milliarden Euro deutlich höher aus als 2018. Diesen Weg des qualitativen Wachstums wollen wir fortsetzen. Dafür richten wir unser Geschäft noch stärker auf unsere finanziellen Spitzenkennzahlen aus.

Das erfolgreiche Jahr 2019 wäre nicht möglich gewesen ohne den hohen Einsatz unserer 670.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihnen möchte ich herzlich danken. Und es wäre auch nicht möglich gewesen ohne Sie – unsere Anteilseignerinnen und Anteilseigner. Selbstverständlich sollen Sie nun auch von diesem Erfolg profitieren. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen daher eine deutliche Erhöhung der Dividende auf 6,50 Euro je Stammaktie und auf 6,56 Euro je Vorzugsaktie vor.

Für das neue Jahr wird es vor allem darum gehen, die neuen CO₂-Flottengrenzwerte in der Europäischen Union einzuhalten und zugleich die Profitabilität zu halten. Wir werden die Synergien im Konzernverbund noch deutlich konsequenter nutzen. Mit einer noch besser gesamthaft optimierten Markenstrategie sorgen wir dafür, dass der Konzern insgesamt die Profitpotenziale des Marktes noch effizienter abschöpft. Zudem braucht es weitere Fortschritte bei der Produktivität. In allen Marken laufen Kostensenkungsprogramme. Vor allem die deutschen Standorte haben noch hohes Potenzial.

Es gibt viel zu tun. Unsere Industrie wandelt sich radikal. Wir treiben den Wandel an. Volkswagen ist auf dem Weg zum klimaneutralen Tech-Konzern. Ich freue mich, wenn Sie uns dabei begleiten!

Herzlichst

Ihr

Herbert Diess